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Brigitte Dirting in der Taunus-Gallerie, Landratsamt Bad Homburg
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21. November 2013 aus Bad Homburger Woche
Mit Mut zur Linie
Bad Homburg (a.ber). „Mit jeder Handbewegung wird das Universum größer.“ Was Dichter wie der Portogiese Fernando Pessoa mit Worten ausdrücken, tritt bei bildnerischen Künstlern wie Brigitte Dirting mit Linien und Farben in Erscheinung.
Die Wiesbadener Künstlerin, die mit ihrer Präsentation „Farben und Positionen“ den Reigen der Ausstellungen in der Taunus-Galerie des Landratsamts für 2013 beschließt, zeigt Mut zur Linie. Nicht die mit dem Lineal gezogene, die Anfang und Ende hat und abgrenzt, sondern die schnelle, spontane, die aus der Hand gezeichnete Linie macht ihre Bilder zu Zeichen. Zeichen, die den Raum aufbrechen und durchziehen, die sich nicht scheuen hinter Farbflächen fast zu verschwinden und wieder aufzutauchen. Brigitte Dirting schafft damit im weitesten Sinne Landschaften. Gefilde, in denen die rätselhaften Zeichen, fast Metaphern gleich, dahinter liegende Räume zutage fördern.
„Immer reduzierter, immer klarer und überlegter, deutlich meditativ“, seien die Gesten der Malerin im Laufe der Jahre geworden, urteilte Katinka Fischer, Kulturredakteurin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, bei der Vernissage. Sieht man sich die Werke der seit 30 Jahren künstlerisch tätigen Brigitte Dirting in der Taunus-Galerie in der chronologischen Reihenfolge ihrer Entstehung an, wird das deutlich. Frühe Bilder mit dichten Farbansammlungen, überzogen von schwarzen Linien und Gittern, weichen einer mehr ausgewogenen Gewichtung zwischen Farbe, Form und Fläche, wie in der Acryl-Serie „Balance“ von 2007. Mehr und mehr gibt die Künstlerin der weißen Leinwand eine Dimension, die über den reinen Bildhintergrund hinausgeht. „Mit rot“ in Acryl und Ölkreide auf Karton ist eine Bilderfolge tanzender Chiffren, deren rote Punkte und Striche das Auge des Betrachters durch den aufgezeigten Raum führen. Die „Begegnungen“ 2011 entstanden, sind kraftvolle Linienführungen, die das Auge dennoch nicht festlegen. Im vergangenen Jahr entstand die Serie „Architektur-Fragment“; abstrakt anmutende Schriftzeichen in Schwarz auf Weiß. Auch sie entziehen sich der Eindeutigkeit, und evozieren gerade so Deutung.
Dass Brigitte Dirting, die Freies Zeichnen in Trier studierte, Mitbegründerin der Künstlergruppe „Die Halle“ in Wiesbaden ist und bereits zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland hatte, die ihr begegnenden Dinge und Gegenstände als Metaphern begreift, die sie durch eigene Zeichen bereichert, machen die vielen Skizzen- und Notizbücher deutlich, die in Glasvitrinen gezeigt werden: Von der Natur bezeichnete Steine liegen auf oder neben Zeichnungen der Künstlerin. Verrostete Metallgegenstände mit Gebrauchsspuren hat sie auf weiß grundierte Holzplatten drapiert. Nichts wird beschönigt. Treibgut knorrige Wurzeln, Fundstücke von Streifzügen am Biebricher Rheinufer wie auf Reisen durch Afrika gefundene Objekte sind hinreichend und der Deutung würdig, so wie sie sind. Das Werk von Brigitte Dirting offenbart eine große innere Stärke, der Welt spontan entgegenzutreten und ihren Hang zu Metaphern und rätselhaften Hintergedanken zu erkennen.
Die Ausstellung „Brigitte Dirting. Formen und Positionen“ mit Malerei und Objekten in der Taunus-Galerie im Landratsamt, Ludwig-Erhard-Anlage 1, ist bis 6. Dezember geöffnet, montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr, freitags von 9 bis 12 Uhr. Der Eintritt ist frei.