Regionalgalerie Darmstadt

Regionalgalerie Darmstadt

19. September 2003 aus Wiesbadener Tagblatt

Künstlergruppe "Die Halle" im Regierungspräsidium Darmstadt

gbs.
- Es ist ihnen wieder einmal gelungen, das wesentliche gemeinsame Ziel zu erreichen. Denn für die sechs Künstlerinnen der in Wiesbaden-Bierstadt ansässigen Gruppe "Die Halle" übt die Herausforderung durch schwierige Räume einen besonderen Reiz aus. Dies gilt ganz besonders für die derzeit in der Regionalgalerie Südhessen im Regierungspräsidium Darmstadt (Luisenplatz 2) laufende Ausstellung (wir berichteten bereits über die Planungen). Unter dem Titel "Ansichten" entstand eine Schau, die auf einzelne Aspekte der Architektur und auch die Funktion des Gebäudes eingeht. Dieses Kompliment sprach Dr. Peter Joch, Direktor der Kunsthalle Darmstadt, den Künstlerinnen bei der Eröffnung aus und er würdigte auch sehr konkret die einzelnen Beiträge.

Sie alle bezogen sich zunächst auf die Architektur unmittelbar, ebenso aber auch auf die Lage in der Stadt, auf die Funktion (inklusive Publikumsverkehr) und den Charakter des Amtes.

So bringen Annegret Hoffmanns lose herunterhängende Folien ganz durchlässige Figuren, die die Publikumssituation spiegeln, dass sozusagen immer in dieser Versammlung durchsichtiger Figuren ein flüchtiger Besucherstrom in das Präsidium hereinkommt. In einer Installation Hoffmanns im Innenhof sind überall karikierte Zuschauer in den Fenstern zu sehen - Collagen aus Einkaufstüten.

Diese karikierten Einkaufsköpfe schauen unter anderem auf Mariannes Münsters Quadrat mit matten Wölbspiegeln aus Stahldraht. Es gelingt, die Raumlinien des klar gegliederten Hofes widersprüchlich und neu zu deuten.

Eine indirektere Bezugnahme gestaltete Brigitte Dirting mit ihren Anspielungen auf Grundrisse, auf architektonische Elemente wie Fenster und Gitter. Die Konturen verschwimmen, die Ansicht auf die Klarheit einer Architektur wird wieder durchbrochen.

Mechthild Fuchs gestaltet einen "Spiegel" - auch im Innenhof - und zwar mit einer Verkleidung von Fenstern. Wieder drückt sich wie ein Leitmotiv der Ausstellung aus, dass es eine Spiegelung gibt, aber auch da eine Verzerrung eingebaut ist oder eine Verfremdung.

Sabine Glenz nimmt einzelne Architekturelemente des Treppenhauses und widmet sich vor allem jenem Effekt, den man als Kind erlebt: Man steht unten in einem großen Treppenhaus, schaut nach oben und entdeckt eine durch den Einfall des Lichts entstehende, zum Beispiel ovale Form des Treppenhauses. Es ist sozusagen die durch das Licht erzeugte Negativform der Architektur, kombiniert mit dem Symbol des Geländers.

Eva Seifert zeigt Stadtansichten, sie spannt beispielsweise Figuren in Liniensysteme ein. Damit wird unmittelbar demonstriert, dass diese Figuren, die so eine strampelnde Lebendigkeit haben, in lineare Systeme eingeordnet sind. Die Architektur wird zur Spiegelung einer Gesamtweltansicht.