Emscher Fachwerkbrücke, Gelsenkirchen 1986

Emscher Fachwerkbrücke, Gelsenkirchen 1986 - Werner Köntopp

22. März 2004 aus Wiesbadener Kurier

"Eisschollen im Filz" aus Herne
Die Künstlergruppe "Unser Fritz 2/3" zu Gast in der Bierstadter "Halle"

Von Kurier-Mitarbeiter Marc Peschke
Von 1871 stammt der sonderbare Name einer zehnköpfigen Künstlergruppe aus Herne, die sich nach einem dortigen Bergwerk "Unser Fritz 2/3" nennt. Das Bergwerk ist längst stillgelegt und wird inzwischen als Künstlerdomizil genutzt. Die Bauten der Montanzeit gehören zum Kulturerbe Ruhrgebiet. Das jetzt ausgerechnet die Wiesbadener Künstlerinnengruppe "Die Halle" ihre zehn Herner Kollegen zu einer Ausstellung eingeladen hat, ergibt durchaus Sinn. Zwar ist "Die Halle" nicht in einer Zeche beheimatet. Ihre Räume haben aber Fabrikhallencharakter und sehen ganz anders aus als ein typischer "white cube" für die Kunst. In der Bierstadter Haselstraße sind jetzt Malerei, Fotografie, Grafik und Objekte aus Herne zu sehen - im Gegenzug stellen die sechs Künstlerinnen der Halle im Mai in Herne aus.

Die Positionen sind so unterschiedlich, dass von einem Gruppenstil kaum gesprochen werden kann. Ganz selbstverständlich arbeitet jeder an den eigenen, singulären künstlerischen Themen. Beate Matkey etwa präsentiert in der Ausstellung kleinformatige Aquarelle, denen sie poetische Namen wie "Eisschollen im Filz" gibt. Feine, aufgelöste, zerlaufende Landschaften, die eher als Symbole einer Landschaft zu begreifen sind und in ihrer Zeichenhaftigkeit an japanische Kalligrafien denken lassen.

Auch Werner Ryschawys Kunst gibt sich ganz zurückhaltend und streng. Mit Bleistift zeichnet er auf Transparentpapier, nur wenige Striche zwar, dafür aber von verblüffend kraftvoller Wirkung. Parallel zu den grafischen Arbeiten entstehen filigrane Drahtobjekte, die ihr Bild als Schatten an der Wand spiegeln.

Deutlich geerdet in der Sprache des "Neuen Sehens" der zwanziger Jahre erscheinen die klassischen Schwarzweissfotografien von Werner Köntopp, welcher die Denkmäler der Industriekultur seiner Heimat vorstellen. Da führen alte Gleise in ein industrielles Niemandsland, ein Lastschiff zieht leise vorbei. Die Zeit ist stehengeblieben auf den Fotografien. Oder besser: Sie sind aus der Zeit gefallen.

Ganz anders dagegen das farbenprächtige Fototableau von Peter Buchwald, das er "Panorama im Sektor HER 44625 M" genannt hat. Die Fotografie gibt sich wie ein Aquarell, die Farben laufen auseinander. Die Grenze zwischen Malerei und Fotografie auszuloten ist sein Thema, doch vage ist das fotoimpressionistische Ergebnis.