Fotos: ©Ingrid Blaurock    Fotos: ©Ingrid Blaurock

Brigitte Dirting in der Walkmühle, Wiesbaden
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27. Mai 2008 aus Wiesbadener Kurier

Rhythmus wird Kunst

Gruppenausstellung in der Walkmühle

Von Grit Weber

WIESBADEN. Wo überall ist Rhythmus? In unseren Körpern klopfen die Herzen und pulsiert das Blut, die Augenlider zucken, and der Bart wächst, wird gestutzt und wächst wieder. Früh morgens geht die Sonne auf; der Tag neigt sich über den Mittag zum Abend hin and verlagert unser Tun and Handeln in die Nacht hinein. Rhythmus - das ist überall, verlangsamt oder dehnt, sprich strukturiert unser Leben and das der Anderen. Deshalb ist es so spannend zu beobachten, wie in der Kunst mit diesem ubiquitär auftretenden Phänomen umgegangen wird; sofort fallen da Musik und Sprache ein, aber auch die bildende Kunst kommt ohne Rhythmus nicht aus und macht dann oft Anleihen bei anderen Gattungen.

Denkanstöße und Impulse
In der Walkmühle konzentriert sich darauf eine ganze, von Axel Schweppe kuratierte Ausstellung und bietet eine Fülle schöner Denkanstöße und neuer Impulse. Noch vor dem Tor empfängt den Besucher die Klanginstallation von Hubert Steins, im Inneren dann zwei Leuchtkästen vor Karin Hoerler, die Fotografien am Computer so bearbeitet hat, dass man fast meint, einer fehlerhaften Videoübertragung beizuwohnen: Gebrochen, gedehnt und gespiegelt sind die Körper und Landschaften und verweisen plötzlich auf zwei Wahmehmungsweisen: die mediale, aber auch die in unserer Erinnerung abgelegte. Eine Reihe von Künstlern haben sich von Mutter Natur anregen lassen. So hat Götz Sambale Buchenstämme bearbeitet. Aneinander gelegt ergeben diese ein Mäander, deren Elemente aber durch Jahresringe und Holzfärbung sehr individuell bleiben. Ähnliche Verhältnisse zwischen Reihung und Einzigartigem beobachtet man in den vernähten Grashalme von Ulla Reis, die als „Portiere” von der Decke zum Boden reichen.

Anregung aus der Literatur
Nicht von der Natur, dafür von der Literatur hat sich Andreas Bausch anregen lassen: Der Erzähler Laurence Stern hat in seinem mehrbändigen, in den Jahren von 1760 bis 1767 entstandenen Roman, eine hochmoderne und bis heute amüsante Literatur hinterlassen, in der er immer wieder von der linearen Erzählung abweicht und so eine komplexe narrative Struktur aufbaut. Andreas Bausch nimmt diese Abschweifungen in seinen vier kleinen Gemälden visuell auf und setzt sie in wunderbare Bildräume um, die trotz ihres kleinen Formats eine ungeheure Sogwirkung auf Raum und Betrachter haben und an ihrem Platz an der Wand nicht übersehen werden dürfen.

Parallel zur Ausstellung, an der insgesamt 54 Künstler teilnehmen, steht am 1. Juni, 20 Uhr, im Caligari ein Filmabend zum Thema „Rhythmus im Alltag” auf dem Programm. In der Walkmühle findet am 4. Juni, 20 Uhr, i ein Vortrag über den „Takt der inneren Uhren” und am 6. Juni, 20 Uhr, das Konzert „the big five” statt.

bis 8.6., Walkmühle, geöffnet: mi., fr., 17-20, sa., so., 11-19 Uhr.